"Messungen über den Fragebogen hinaus"
Über lange Zeit galten die Sozialwissenschaften und die Psychologie als „weiche Wissenschaften“ in denen theoretisch komplexe Konzepte mit äußerst subjektivistischen Methoden (etwa Fragebögen) erhoben werden. Der massive Erfolg neurowissenschaftlicher Forschung hat in den letzten Jahren erheblich dazu beigetragen, unsere Erkenntnisse über (zwischen-) menschliches Verhalten sehr detailliert auf physiologische Mechanismen zurückzuführen.
In der Vernetzung von gesundheits- und sozialwissenschaftlicher Anwendungsthematik und technologischer Innovation bestehen daher aktuell die größten Wachstumspotentiale der angewandten Forschung.
Die Einrichtung des Labors widmet sich in diesem Kontext zwei Aufgabenstellungen: einerseits der Weiterentwicklung (medizin-) technischer Untersuchungsmethoden für die sozialwissenschaftliche Forschung – und damit der Vernetzung mit ingenieurwissenschaftlicher Entwicklungsarbeit.
Andererseits steht die Untersuchung spezifischer wissenschaftlicher Fragestellungen, unter Anwendung der neu entwickelten technischen Instrumente an:
Beispielsweise:
Wie hängen das subjektive Stressempfinden und die körperlichen Folgen langandauernder Stressbelastung zusammen? Lassen sich intuitive Absichten im Kommunikationsprozess neuronal erfassen und abbilden? Wie unterscheiden sich die körperlichen und die neuronalen Aktivierungsmuster psychogener epileptischer Anfälle von rein neuronal bedingten? Welche nichtmedikamentösen Behandlungsmethoden von AD(H)S lassen sich ökonomisch sinnvoll durchführen? Wie müssen die Elemente einer Psychotherapie bei Spielsüchtigen kombiniert sein um eine möglichst effektive Wirkung zu erlangen? Wie lassen sich stressbedingte akute Herzerkrankungen möglichst lange im Voraus erkennen?
Eine weitere Sparte ist die Anwendung von Biomarkern im Bereich der beruflichen Eignungsdiagnostik. Das Zusammenspiel aus der kombinierten Langzeiterfassung physiologischer Signale mit der klassischen Fragebogenmethodik bietet uns so auf vielen Teilgebieten eine anwendungsorientierte Erweiterung unserer Forschung und zugleich die Möglichkeit, Studenten in der Praktikumsarbeit in diese Anwendungsorientierung zu führen.