Pflegefachkräftemangel und Migration (FuM): Rassismuskritische Organisationsentwicklung im Landkreis Görlitz

Monique Ritter
Dr. phil.
Monique Ritter
Fakultät Sozialwissenschaften
02826 Görlitz
Furtstraße 2
Building G I, Room 0.05
Erdgeschoss
+49 3581 374-4664
Institut für Transformation, Wohnen und soziale Raumentwicklung
02826 Görlitz
Parkstraße 2
Building G VII, Room 315
3. Obergeschoss
+49 3581 374-4664

Projektverantwortliche: Dr. Monique Ritter und Prof. Dr. Mandy Schulze

Projektmitarbeitende: Rayan Salah, Lena Bach, Frieda Fuchs, Annabell Szameit, Lea Weber

Projekt-Email:

Laufzeit: 06/2023 – 12/26

  • Informationen zum Forschungsprojekt

    Der Fachkräftemangel ist in den Klein- und Kleinstunternehmen der sächsischen Altenpflege als virulent zu bewerten (vgl. SMWA 2020). Diese Entwicklung ist im wesentlichen Resultat des demografischen Wandels und prekärer Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig protegieren der national-ökonomische Diskurs um den Fachkräftemangel sowie die Zunahme und wirtschaftspolitische Förderung von transnationaler Mobilität, etwa durch die Fach- und Hilfskräfteanwerbung in mittel- und osteuropäischen Ländern, eine berufliche Integration von Migrant*innen und geflüchteten Menschen in die Pflegebranche.

    Erste Studien von Dr. Monique Ritter (im Erscheinen, 2023, 2022, 2021, 2020b, 2020a) im Kontext der ambulanten Altenpflege in der Stadt Dresden, an die dieses Projekt anknüpft, verweisen auf eine disparate Entwicklung. So zeigt sich eine auffällige Dominanz von Problematisierungs- und Diskriminierungspraktiken – nicht ausschließlich aber äußerst dominant gegenüber (geflüchteten) Menschen aus dem so genannten Globalen Süden/Menschen, die als Schwarz und muslimisch gelesen werden – die eine Nicht-Zusammenarbeit auf Seiten der etablierten Pflegekräfte (der weißen Mehrheitsbevölkerung) präferieren lassen und die als rassistisch bewertet werden können. In der Konsequenz führen diese Praktiken dazu, dass weitere potenzielle Pfleger*innen das Feld der Altenpflege für ihre berufliche Teilhabe nicht in Erwägung ziehen bzw. dieses wieder verlassen – eine Entwicklung, die im ländlichen Raum zu besonders prekären Bedarfslagen in der Daseinsvorsorge führt und weiterhin führen wird (SLFS 2019).

    Vor diesem Hintergrund strebt das Projekt eine vertiefte Untersuchung von Praktiken der Exklusion und möglichen Wege zur Inklusion in der beruflichen Zusammenarbeit mit Migrant*innen und geflüchteten Menschen in ambulanten Klein- und Kleinstunternehmen der Pflege im Landkreis Görlitz an. Die Analyse fokussiert dabei den ländlichen und vom Strukturwandel geprägten Raum des Landkreises Görlitz; eine Region, in der – als Folge der Grenznähe zu Polen und Tschechien – eine verstärkte Zusammenarbeit mit Menschen aus mittel- und osteuropäischen Ländern erwartet werden kann. Perspektivisch eröffnet das Projekt die Möglichkeit, den ehern großstädtisch geprägten Raum Dresdens mit den Ergebnissen aus den deutlich periphereren Regionen des Landkreises Görlitz zu vergleichen und daraus neue Erkenntnisse für die Regionalentwicklung zu ziehen.

    Im Projektzeitraum soll zunächst die Situation bzgl. einer herkunftsdiversen Zusammenarbeit in der ambulanten Pflege im Landkreis Görlitz konturiert werden. Hierbei wird ein nachhaltiger Kontaktaufbau zu ausgewählten Pflegeeinrichtungen angestrebt, die sich für eine längerfristige forschungsbasierte und anwendungsorientierte Zusammenarbeit wie einen partizipativen Prozess einer rassismuskritischen Organisationsentwicklung und damit auch für Bedingungen von ‚guter Arbeit‘ (z. B. mit Bezug auf Arbeitsverdichtung, Stresserleben, Pausenregelungen und Einarbeitungspraktiken) interessieren.

    Das Projekt ist als Anlaufforschung für die Erarbeitung weiterer Drittmittelanträge zu verstehen.

  • Literatur

    Ritter, Monique (im Erscheinen, 01/2024). „Und dann sie zittert schon“ – (Hyper-)Sexualisierung als Rassismuserfahrung Schwarzer Altenpfleger. In: Lisa Carstensen/Peter Birke/Nikolai Huke (Hg.): Migration und Arbeit. Konflikte im Spannungsfeld von Rassismus, Klasse und Geschlechterverhältnissen. Beltz Juventa.

    Ritter, Monique/Jänsch, Marlene (im Erscheinen, 12/2023). #Transkategorial: Rassismuskritik (in) der Sozialen Arbeit mit älteren Menschen im Stadtteil – Ein Appell aus und an die Praxis. In: Boris Friele et al. (Hg): Soziale Arbeit und gesellschaftliche Transformation zwischen Exklusion und Inklusion: Analysen und Perspektiven. Springer VS.

    Ritter, Monique (im Erscheinen, 11/2023). Akzentuierungen rassismuskritischer Perspektiven für die Soziale Arbeit (nicht nur) im Kontext ‚Ostdeutschland‘ – Ein Einblick in eine andere Geschichte. In: Mandy Schulze/Peter-Georg Albrecht/Julia Hille (Hg.): Genese Ost: Transformationen der Sozialen Arbeit. Barbara Budrich.

    Ritter, Monique (2023). Nursing Shortage and Migration: Insights into the Current Situation in the State of Saxony, Germany. In: Tudásmenedzsment – Journal of the University of Pécs.

    Ritter, Monique (2022). Rassismuskritik als Auftrag Sozialer (Alten-)Arbeit? Zum Handlungsfeld der Pflege von morgen. In: DZI – Zeitschrift für soziale und sozialverwandte Gebiete 7, 242–249. DOI: 10.5771/0490-1606-2022-7-24

    Ritter, Monique (2021). Challenging the Problematisation of Labour Inclusion of Migrants and Refugees in East Germany: New Perspectives and Mandates for Social Work. In: The Journal Sociální práce / Sociálna práca / Czech and Slovak Social Work, 1, 105–109.

    Ritter, Monique (2020b). „Also, jeden Tag ist was!“ – Oder von der getarnten Ubiquität rassistischer Ausschlusspraktiken in der Pflegeausbildung. In: Migration und Soziale Arbeit, 3, 251–259. DOI: 10.3262/MIG2003251

    Ritter, Monique (2020a). Migrant:innen – die Pflegekräfte von morgen? Eine Untersuchung am Beispiel der häuslichen Pflege in Ostsachsen. In: Blätter der Wohlfahrtspflege, 167 (1), 7–9. DOI: 10.5771/0340-8574-2020-1-7

    SMWA – Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (2020). Innovationsstrategie des Freistaates Sachsen (Fortschreibung). Dresden. Verfügbar unter: https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/35302

    SLFS – Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2019). Statistisch betrachtet. Pflege in Sachsen – Ausgabe 2019. Kamenz: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen. Verfügbar unter: https://www.statistik.sachsen.de/download/statistisch-betrachtet/broschur_statistik-sachsen_statistisch-betrachtet_pflege.pdf

Foto: Prof. Dr. phil. Mandy Schulze
Prof. Dr. phil.
Mandy Schulze
Fakultät Sozialwissenschaften
02826 Görlitz
Furtstraße 2
Building G I, Room 2.13
2. Obergeschoss
+49 3581 374-4787