Am 21. Oktober 2024 fand an der Fakultät Sozialwissenschaften der Hochschule Zittau/Görlitz in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung eine ganztägige Veranstaltung zum (sozial‑)pädagogischen Umgang mit Rechtsextremismus statt. Im Mittelpunkt stand das dokumentarische Theaterstück "Die NSU-Monologe" des Regisseurs Michael Ruf, welches die Geschichten dreier Familien erzählt, deren Angehörige durch den NSU ermordet wurden. Das Stück gewährt intime Einblicke in ihren langjährigen Kampf um Gerechtigkeit und die Anerkennung der Wahrheit – teils behutsam, teils fordernd.
Im Anschluss an die Aufführung konnten die Teilnehmenden zwischen zwei thematischen Workshops wählen. Diese knüpften an die Inhalte des Theaterstücks an und beleuchteten relevante Fragestellungen für die (sozial-)pädagogische Praxis sowie die Situation in der Region. Die Workshops behandelten die Themen „Jugendarbeit nach dem NSU“ und „Rechte Szene in der Region“.
Der Workshop zur Jugendarbeit nach dem NSU, geleitet von Lisa Bendiek und Miryam Marouhm vom Kulturbüro Sachsen e.V., widmete sich zunächst einem Input zur pädagogischen Arbeit in zwei spezifischen Jugendclubs: einem, den das NSU-Kerntrio in Jena regelmäßig besuchte, und einem weiteren in ihrem späteren Wohnort Chemnitz. Zwar ist unklar, ob die NSU-Mitglieder den Chemnitzer Club selbst frequentierten, doch es ist bekannt, dass rechtsradikale Jugendliche dort Zugang fanden. Diese Entwicklungen stellen die pädagogische Arbeit in den betroffenen Einrichtungen vor erhebliche Herausforderungen. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem kontroversen Ansatz der akzeptierenden Jugendarbeit, der im Workshop diskutiert wurde, sowie auf Rahmenbedingungen, welche die pädagogische Arbeit erschwerten. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch eine stille Diskussion und einen weiterführenden Input zum Thema racial profiling, die den Teilnehmer*innen zusätzliche Denkanstöße gaben.
Parallel dazu wurde im Workshop zum Thema Rechte Szene in Ostsachsen, geleitet durch Doro Schneider (Augen auf e.V.) und Felix Pankonin (Hillersche Villa), durchgeführt. Nach einer kurzen Kennlernrunde folgte eine kritische Betrachtung und Einordnung des Extremismusbegriffs und besonders des Hufeisen-Modells. Anschließend boten die Workshopleitenden einen informativen Überblick über rechte Strukturen in Ostsachsen. Symboliken und vermeintlich harmlose Praktiken wurden im Zusammenhang mit dem dahinterliegenden national-völkischen Weltbild analysiert und näher erläutert. Die umfassende praktische Expertise der Workshopleitenden sowie die vielfältigen Perspektiven der Teilnehmenden bereicherten die Veranstaltung und schufen viel Raum für Austausch und Diskussion.
Die Veranstaltung bot allen Beteiligten eine wertvolle Gelegenheit, sich intensiv mit den Folgen des NSU-Terrors, ihren Konsequenzen für eine (sozial-)pädagogische Praxis und den Herausforderungen im Umgang mit Rechtsextremismus auseinanderzusetzen.